Landesprogramm „Hessen - aktiv für Demokratie und gegen Extremismus" 2020-2024

Die Förderung von Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit zur Verhinderung von Extremismus ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu deren Gelingen staatliche und politische Institutionen sowie die Zivilgesellschaft gemeinsam die Grundlagen schaffen müssen. Hierzu gehört seit dem Jahr 2015 das Landesprogramm „Hessen – aktiv für Demokratie und gegen Extremismus“.
In der zweiten Förderperiode (2020 bis 2024) steht die Verstetigung bewährter Maßnahmen zur Prävention und Intervention – wie sie z.B. durch das „Beratungsnetzwerk Hessen“ und das Demokratiezentrum sowie hessische Partnerschaften für Demokratie erfolgreich umgesetzt werden – im Vordergrund. Zugleich haben sich in den vergangenen Jahren aber auch weitere Themenfelder stärker in den Vordergrund gedrängt, z. B. Gruppierungen und Einzelpersonen der Reichsbürger und Selbstverwalter oder die unter dem Begriff „Ultranationalismus“, also ein Extremismus mit Auslandsbezug, subsummierten Einstellungen und ggf. auch Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Gruppen in Deutschland. Der Antisemitismus und aktuell insbesondere der Antijudaismus, ausgehend nicht nur von Rechtsextremisten, sondern auch von Islamisten und Linksextremisten, erfordert ebenfalls angemessene Reaktionen, ohne andere Phänomene wie beispielsweise Islam-/Muslimfeindlichkeit oder Antiziganismus darüber zu vernachlässigen. Hinsichtlich der Aufklärung und Beratung über Linksextremismus sind ebenfalls weitere Anstrengungen dringend erforderlich, beispielsweise zur Beratung von Unternehmen und Einrichtungen im kommunalen Raum, in denen Linksextremisten für ihre Ideologien werben. Von Bedeutung ist vor dem Gesamthintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen die Förderung der Akzeptanz von Vielfalt und Integration, um Partizipation für alle Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang sollen Konflikte, die in Einwanderungsgesellschaften entstehen können, konstruktiv bearbeitet werden.
Vielen Akteurinnen und Akteuren ist es zu verdanken, dass diese Themen bereits in den vergangenen Jahren im Rahmen der Möglichkeiten bearbeitet wurden. Gleichwohl sollen die Themen im neuen Landesprogramm auch explizit verortet und benannt werden.
Das neue Landesprogramm legt zudem einen Schwerpunkt auf die Stärkung der regionalen Regelstrukturen, etwa durch die Einrichtung von so genannten DEXT-Fachstellen (Demokratieförderung und phänomenübergreifende Extremismusprävention) in Landkreisen, kreisfreien Städten und Sonderstatus-Städten (angesiedelt in den zur Verwaltung eingerichteten Stellen wie Kreis-/Stadtverwaltung oder Magistrat). Unter Berücksichtigung der lokalen Bedarfe sollen diese Stellen unter anderem als eine Anlaufstelle für Erstberatung dienen sowie Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen (auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Behörden) organisieren. Sie sollen zudem zu einer lokalen Vernetzung relevanter Akteurinnen und Akteure beitragen und lokale Projekte fördern. Zum Themenfeld Extremismus arbeiten die DEXT-Fachstellen intensiv mit den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die regionale PMK-Prävention in den Polizeipräsidien zusammen.
Insgesamt ist damit der Grundstein gelegt, dass das Landesprogramm „Hessen – aktiv für Demokratie und gegen Extremismus“ auch in den kommenden Jahren effektiv und lösungsorientiert Antworten auf die sich stellenden Herausforderungen durch extremistische Bestrebungen anbietet und vorausschauend – im Bedarfsfall auch schnell auf sich neu stellende Herausforderungen reagierend – Betroffenen Unterstützung und Hilfe zukommen lassen kann.

Ausgewählte abgeschlossene Projekte


Jüdische Gemeinde Hanau: Projekt „Judentum digital: Synagogenführung, Lehrhaus und Begegnungen“

Judentum digital soll einerseits einen niedrigschwelligen Zugang zu Wissen ermöglichen und damit ersten Vorurteilen präventiv begegnen. Andererseits sollen interessierte Bürger*innen die Möglichkeit haben an Begegnungsformaten teilzuhaben und so ein tieferes Verständnis für das friedliche Zusammenleben in der demokratischen Vielfaltsgesellschaft zu entwickeln.
Das Kennenlernen der jüdischen Lebenswelten trägt zu einem normalisierten Umgang mit dem Judentum bei. Gleichsam stärken die Begegnungsformate eine wehrhafte Zivilgesellschaft.

Weitere Informationen finden Sie hier.Öffnet sich in einem neuen Fenster

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek: Projekt "Interaktive 3-D-Interviews mit Zeitzeug*innen des historischen Exils"

Im Rahmen des Projekts werden unter anderem zwei interaktive 3-D-Interviews zu den Erfahrungen antisemitischer Verfolgung sowie des Exils nach 1933 erstellt. Das interaktive Zeitzeugnis ist Teil des Dimensions in TestimonySM Programmes der USC Shoah Foundation und wurde mit dem Ziel entwickelt, dass die Geschichten der Zeitzeug*innen der Shoah auch künftige Generationen erreichen. Mit eigens dafür aufgezeichneten Interviews ermöglicht Dimensions in TestimonySM, mit Zeitzeug*innen in eine Frage-Antwort-Interaktion zu treten. Diese Interaktivität ist ein integraler Bestandteil der Erfahrung von Dimensions in TestimonySM, denn die Aussage der Zeitzeug*innen wird erst dann aktiviert, wenn zuvor eine Frage gestellt wurde. Dimensions in TestimonySM ist das weltweit erste Projekt dieser Art.

Weitere Informationen finden Sie hier.Öffnet sich in einem neuen Fenster
 

Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung e.V.: Projekt „Über Rassismus sprechen - ein Baukasten für digitale Veranstaltungen rund um das Thema Rassismus"

Im Rahmen des Projektes wird gemeinsam mit Jugendlichen ein übertragbares Konzept für eine methodisch vielfältige digitale Veranstaltung zum Thema Rassismus (‚Interaktives Forum‘), in der Expertinnen und Experten und Jugendliche im Dialog zentrale Fragestellungen zum Thema bearbeiten, entwickelt und modellhaft durchgeführt. Das ‚Interaktive Forum‘ ist ein zeitgemäßes, digitales und ohne aufwändige Infrastruktur zu realisierendes Format, das es jeder Schule/Bildungseinrichtung möglich macht, selbst eine solche Veranstaltung durchführen. Über eine Website werden dauerhaft alle dafür notwendigen Infos angeboten: Veranstaltungskonzept, technische Voraussetzungen, Hintergrundinfos (Linkliste), Expertinnen und Experten (Netzwerk), Fragenkatalog, Hinweise zum organisatorischen Vorgehen und eine vollständige Dokumentation und Auswertung. In der Veranstaltung soll sowohl auf die Entwicklung des Rassismus in Geschichte und Gegenwart als auch auf aktuelle Debatten rund um das Thema eingegangen werden.

Weitere Informationen finden Sie hier.Öffnet sich in einem neuen Fenster
 

Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung e. V.: Projekt „Stand Up! Argumentieren gegen Populisten“

Das phänomenübergreifend ausgerichtete Projekt zur Demokratieförderung und Extremismusprävention im Internet und in den Sozialen Medien wird als Hybrid-App umgesetzt. Jugendliche und Erwachsene sollen hessenweit angesprochen werden, um sie dazu zu befähigen, Argumentationsstrategien von Populisten und Extremisten zu durchschauen. Die Zielgruppe soll lernen, wie sie inhaltlich und argumentativ mit populistischen oder extremistischen Aussagen umgehen. Das Projekt hat zum Ziel, die Medienkompetenz zu stärken.

Weitere Informationen finden Sie hier.Öffnet sich in einem neuen Fenster


Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung e. V.: Projekt „Tolerant statt ignorant! EXTENDED VERSION – Zwei neue Ausstellungsräume mit Unterrichtseinheiten“

„‘Tolerant statt ignorant‘: Virtuelle Ausstellung für Demokratie und gegen Antisemitismus als niederschwelliges digitales Präventionsangebot für Jugendliche/junge Erwachsene. Die Ausstellung besteht bisher aus vier Ausstellungsräumen, mit Grundlagenwissen von den Anfängen des Judentums und Antisemitismus bis zum jüdischen Leben in den 1990er Jahren.

Damit das erfolgreiche Format mit Blick auf gegenwärtige Diskussionen zur Information und Aufklärung für die Zielgruppen beiträgt, werden zwei neue Ausstellungsräume zu den Themen Jüdisches Leben in Hessen heute und Israelbezogener Antisemitismus entwickelt. Um Lehrkräfte beim Einsatz der inhaltlich und emotional komplexen Themen und multimedialen Formate zu unterstützen, werden erstmals zwei Unterrichtseinheiten ("Was ist eigentlich Jüdisch?" und "Antisemitismus hat Geschichte") auf Lehrer-Online für einen binnendifferenzierten Unterricht in heterogenen Lerngruppen angeboten.

Weitere Informationen finden Sie hier.Öffnet sich in einem neuen Fenster


Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung e. V.: Projekt „Tolerant statt ignorant – eine virtuelle Ausstellung für Demokratie und gegen Antisemitismus“

Mit einer virtuellen Ausstellung zu verschiedenen Aspekten des Antisemitismus begegnet das Projekt einem bestehenden Bedarf in der beruflichen und schulischen Präventions- und Aufklärungsarbeit. Mehrere multimediale Ausstellungsräume, in denen sich Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 19 Jahren über eine mobil optimierte Website unter einer eigenen URL und mit einer korrespondierenden App mit Antisemitismus auseinandersetzen können, sollen konizpiert werden. Die Anwendung soll sowohl eigenständig von Jugendlichen und jungen Erwachsenen genutzt werden können als auch von Lehrkräften und Ausbilderinnen und Ausbildern in unterrichtlichen und beruflichen Kontexten. Zusammen mit einer begleitenden Kommunikationskampagne entsteht so ein Angebot, das die Zielgruppe für aktuelle und historische Erscheinungsformen des Antisemitismus sensibilisiert und eine demokratische Wertebildung fördert.

Weitere Informationen finden Sie hier.Öffnet sich in einem neuen Fenster